Die Streichung des Neujahrsempfangs in Naumburg ist für mich kein "Signal", sondern eher eine Bankrotterklärung der kommunalen Selbstverwaltung, oder abgeschwächt formuliert: ein "Hilferuf".
Ich trage den von den städtischen Gremien gefassten Beschluss aus einem einzigen Grund mit: es muss deutlich werden, dass eine absolut verfehlte Finanzpolitik des Bundes und des Landes und insbesondere eine jahrelange kommunalfeindliche Haltung der schwarz-gelben Hessischen Landesregierung dazu geführt hat, dass ein Teil der Kommunen am finanziellen Abgrund steht.
Es ist natürlich "Blödsinn", dass der Verzicht auf ein paar von den Landfreuen liebevoll geschmierten Brote und ein Fass Bier die überschuldete Stadt Naumburg mit ihrem hoffnungslosen Haushaltsdefizit retten könnte.
Was wir verlieren, ist vielmehr ein Stück kommunale Identität und eine Möglichkeit der Imagepflege. Die Naumburger Neujahrsempfänge der vergangenen Jahrzehnte habe ich immer als Bereicherung empfunden. Es waren stets Veranstaltungen der Begegnung und des Austauschs, nicht nur mit den "immer gleichen Leuten". Es gab beeindruckende und nachhaltige Vorträge und insbesondere die Würdigung ehrenamtlichen Engagements. Örtliche Chöre und Musikgruppen hatten Gelegeneheit, ihr Können zu präsentieren.
Natürlich muss man das alles nicht haben. Ich bin aber der Auffassung, dass ein Gemeinwesen gerade von solchen Treffen lebt und die Demokratie gestärkt wird. Internetforen und Soziale Netzwerke werden unsere Kommunikation noch früh genug auf Glasfaserleitungen beschränken.
Aber vielleicht ist es ja gerade das, was die Hessische Landesregierung mit ihren Sparzwängen, die sie pharisäerhaft auch noch als Schutzschirm verkauft, erreichen will.
Ganz fatal wäre jedoch, wenn sich Städte und Gemeinden unter diesem Druck auch noch entsolidarisieren ließen. In diesem Sinne ermutige ich Wolfhagen, Zierenberg und Bad Emstal, auch weiterhin Neujahrsempfänge auszurichten.
Udo Umbach